Jonas Liebl: Ein wahrer Kickers-Fan als Praktikant

15.07.2021 / 14:00 Uhr

Jonas Liebl ist 25 Jahre alt, kommt aus Rieden und ist inklusiver Praktikant bei den Kickers. Über die Mainfränkischen Werkstätten ist er an den Dalle gekommen, zu seinem Herzensverein, bei dem er seit Jahren in der Kurve steht, zumindest wenn Zuschauer erlaubt sind. Seine Liebe, die nicht nur metaphorisch unter die Haut geht, ist auch im persönlichen Gespräch spürbar. „Fußball ist meine große Leidenschaft und nimmt einen wichtigen Platz in meinem Leben ein“, so der Mittzwanziger.

 

Seit seiner Kindheit ist Jonas lernbehindert. Insgesamt besuchte er zwölf Jahre das Zentrum für Körperbehinderte in Würzburg. Nach seinem Abschluss an der Schule schloss er sich den Mainfränkischen Werkstätten an. Seit September 2014 arbeitete er in der Einrichtung für Menschen mit Behinderung. „Zuletzt habe ich da in der Verpackungsabteilung gearbeitet“, erzählt Liebl. Ungefähr zur gleichen Zeit zu der er in den Mainfränkischen Werkstätten anfing, begann der 25-Jährige sich auch für die Kickers zu interessieren.

 

Sein erstes Spiel besuchte Jonas in der Regionalliga-Saison 2014/15 gegen die SpVgg Bayreuth. Ein Kumpel nahm ihn damals mit ins Stadion und entfachte so Jonas Leidenschaft für die Kickers. Heute ist der Riedener nicht nur zum sechsten Mal Dauerkarten-Besitzer im Block 1, sondern arbeitet auch für seine Kickers. Und er liebt seine Kickers: „Die Bodenständigkeit gefällt mir.“ Den großen Bezug, den er zu seiner Heimat hat, hat er auch auf seinem Körper verewigt. Ein großes Würzburg-Tattoo ziert seine Wade, ein Kickers-Motiv soll bald folgen.

 

Auch wenn Jonas der erste inklusive Praktikant ist, präsent ist das Thema am Dallenberg schon lange. Seit Jahren beteiligen oder starten die Kickers, zusammen mit der Lebenshilfe Würzburg und den Mainfränkischen Werkstätten, Aktionen rund um den Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März. Die jüngste Aktion liegt noch gar nicht lange zurück. „Raus aus dem Abseits – wir schaffen Inklusion“ lautete das Motto in diesem Jahr – und die Kickers ließen Taten folgen.

 

„Wir wollen nicht immer nur reden, sondern wirklich etwas machen“, sagt Matthis Frankenstein, Leitung Marketing bei den Kickers und Jonas Praktikumsbetreuer. „Wir stehen schon lange im Austausch mit der Lebenshilfe Würzburg und haben in Absprache diese inklusive Stelle geschaffen“, führt Frankenstein weiter aus. „Langfristig ist es geplant aus diesem Praktikum eine feste Planstelle zu machen. Aber mal schauen, wie sich Jonas die kommenden Wochen noch benimmt“, meint er schmunzelnd. Beide, die an einem Tisch sitzen, schauen sich an und brechen in lautes Gelächter aus. „Es ist schon cool. Solche Späße machen wir sehr oft“, freut sich Liebl über das angenehme Arbeitsklima bei den Kickers.

 

Mit dem Dauerkarten-Besitzer hat Frankenstein für das Praktikum auf jeden Fall den Richtigen gefunden. Der 25-Jährige bewarb sich bereits, bevor die Stelle überhaupt ausgeschrieben war. „Jetzt hier zu arbeiten, ist ein wahr gewordener Traum“, erzählt er glücklich. Die Aufgaben, die er übernimmt sind vielfältig. Vom morgendlichen Pressespiegel über das Bearbeiten von Dauerkarten-Themen bis hin zu seinem Lieblings-Thema: dem Designen einiger T-Shirts.

 

Seit Beginn seines Praktikums arbeitet Liebl jeden Tag an neuen Ideen. Eines seiner Werke wird jetzt sogar gedruckt. Eine erste Welle von 100 T-Shirts mit seinem Design sind bestellt, für Nachschub ist aber gesorgt. „Das macht mich schon stolz“, lächelt der Riedener und die Freude steht ihm ins Gesicht geschrieben. Da sitzt nicht nur ein neuer inklusiver Praktikant im Büro, sondern auch jemand, der den Verein lebt und liebt. Das strahlt Liebl jeden Tag mit allen Fasern seines Körpers aus.

 

Auch die Vorfreude auf die neue Saison ist bei ihm schon groß, dann aber als Fan im Block 1 und nicht als Mitarbeiter. Für alle anderen Kickers-Fans hat Liebl noch eine abschließende Botschaft: „Einfach weiter durchhalten. Irgendwann stehen wir wieder alle gemeinsam im Stadion.“ Etwas, worauf auch die Kickers hoffen.

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