Kickers gegen Depression: Entwicklung zu einer Volkskrankheit!

02.02.2022 / 15:00 Uhr

Gemeinsam mit der Würzburger Regionalgruppe des Deutschen Bündnisses gegen Depression nutzen die Kickers den Februar, um auf die Krankheit Depressionen aufmerksam zu machen.

 

„Depression ist ein sehr wichtiges Thema in unserer Gesellschaft und sollte einen entsprechenden Raum in der Öffentlichkeit bekommen. Wir als Würzburger Kickers haben uns deshalb entschieden, den Monat Februar unter dieses Dach zu stellen und beleuchten die Krankheit und ihre Auswirkungen aus unterschiedlichen Perspektiven. Wir wollen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bündnis gegen Depression helfen, dass die Erkrankung kein Tabuthema bei den Menschen bleibt. Im besten Fall können wir als Verein einen Beitrag dazu leisten, die Öffentlichkeit aufzuklären und die Betroffenen davon zu überzeugen, sich behandeln zu lassen. Dies motiviert uns, die Organisationen und Ärzte bei der Enttabuisierung dieser Krankheit aktiv zu unterstützen“, so der Vorstandsvorsitzende des FC Würzburger Kickers Christian Jäger.

 

Das Deutsche Bündnis gegen Depression der Stiftung Deutsche Depressionshilfe verfolgt das Ziel die gesundheitliche Situation depressiver Menschen zu verbessern, das Wissen über die Krankheit in der Bevölkerung zu erweitern und suizidalem Verhalten vorzubeugen. Hierzu wurden zahlreiche regionale Bündnisse gegen Depression ins Leben gerufen, die sich deutschlandweit auf lokaler Ebene für die Aufklärung der Öffentlichkeit über Depressionen und eine Verbesserung der Versorgung betroffener Menschen engagieren. Das Würzburger Bündnis gegen Depression kam 2004 dazu und wird von Mitarbeitern des Zentrums für psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg geleitet. Das Bündnis organisiert viele Aktionen oder Veranstaltungen und unterstützt, z.B. Kinoabende mit anschließender Diskussionsrunde, Vorträge und Lesungen, eine Wanderausstellung oder einen Stand beim Würzburger Gesundheitstag. Zudem wurde eine Laufgruppe ins Leben gerufen. Seit 2021 gibt es eine eigene Schirmherrin, die Aschaffenburger Sängerin VIOLA. Die Freude ist sehr groß, dass das Würzburger Bündnis gegen Depression mit den Würzburger Kickers zusammenarbeitet, um mit noch mehr regionaler Unterstützung die Bevölkerung über Depressionen zu informieren und damit auch das Stigma psychischer Erkrankungen abzubauen.

 

Im ersten Teil der Interviewreihe, die im Februar immer mittwochs erscheinen wird, haben wir uns mit Prof. Dr. Sarah Kittel-Schneider, Dr. Melanie Vietz und Dr. Catherina Wurst vom Würzburger Bündnis gegen Depression unterhalten.

 

Kickers: Wie viele Menschen erkranken jedes Jahr?

 

Bündnis: Insgesamt erkranken ca. 8 %, d. h. 5,3 Mio. der erwachsenen Deutschen (18-79 Jahre) im Laufe eines Jahres an einer depressiven Erkrankung. 

 

Kickers: Sind Depressionen bereits eine Volkskrankheit?

 

Bündnis: Psychische Erkrankungen sind mittlerweile nach Muskel- und Skeletterkrankungen die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Jeder fünfte Erwachsene wird einmal in seinem Leben an einer behandlungsbedürftigen Depression erkranken, daher können Depressionen als Volkskrankheit gesehen werden. 

 

Kickers: Was sind Ursachen für eine Depression?

 

Bündnis: Die Ursachen sind vielgestaltig und individuell sehr verschieden, es wird von einer so genannten Gen-Umwelt-Entwicklungs-Interaktion als Krankheitsmechanismus ausgegangen. D.h. zu ca. 50% gibt es eine erbliche Veranlagung, dann kommen aber noch Umwelt- und Entwicklungsfaktoren hinzu. Z.B. Traumata in der frühen Kindheit oder auch körperliche Erkrankungen und psychosoziale Belastungsfaktoren wie Arbeitslosigkeit oder Trennungen von Partnern im späteren Leben. 

 

Kickers: Was sind Anzeichen für eine Depression?

 

Bündnis: Die Kernsymptome sind gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit und Freudlosigkeit/Interessenverlust. Diese Symptome müssen über mindestens 2 Wochen an jedem Tag bestehen, um eine klinisch manifeste depressive Episode diagnostizieren zu können. Dann können noch verschiedene weitere Symptome dazu kommen wie Appetitstörungen, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken.

 

Kickers: Was kann ich machen, wenn ich mich nicht gut fühle?

 

Bündnis: Zunächst kann man sich überlegen, was es für Ursachen haben könnte und ob man daran etwas verändern kann (z.B. Überlastung am Arbeitsplatz, Beziehungskonflikte etc.). Dann kann man vermehrt auf ausreichend Schlaf, Entspannung, körperliche Aktivität und gesunde Ernährung achten. Wenn das zu keiner Verbesserung führt, sollte man als nächsten Schritt den Hausarzt aufsuchen. Bei schweren Symptomen und Suizidgedanken sollte man sich unbedingt direkt in die nächste Klinik begeben bzw. den Krisendienst kontaktieren.

 

Kickers: Wo kann ich mir Hilfe holen?

 

Bündnis: Erste Anlaufstelle kann der Hausarzt sein, auch um körperliche Erkrankungen auszuschließen. Bei leichteren Depressionen kann einem der Hausarzt bei der Suche nach einem psychologischen Psychotherapeuten behilflich sein, bei mittelschwerer Depression kann er an einen Psychiater (Facharzt für Psychiatrie) weitervermitteln, die entsprechenden Medikamente verschreiben kann. Bei schweren Depressionen und vor allen Dingen bei Suizidgedanken sollte man sich auch notfallmäßig in der nächstgelegenen psychiatrischen Klinik vorstellen. Eine neue Option ist auch der bayerische Krisendienst.

Zentrum für Psychische Gesundheit, Universitätsklinikum Würzburg: 0931/201-77800 (nachts und am Wochenende: 0931/201-76393)

Krisendienst Bayern: 0800 / 655 3000

Zentrum für Seelische Gesundheit am König-Ludwig-Haus: 0931/803-0

 

Kickers: Gibt es Tipps für den Umgang mit einer depressiven Person?

 

Bündnis: Man sollte depressiv Betroffene ernst nehmen und sie dabei unterstützen sich in adäquate Behandlung zu begeben. Man sollte wissen und beachten, dass depressiv Betroffene, selbst wenn sie Therapie bekommen, dennoch mehrere Wochen bis Monate brauchen, bis sie wieder ganz belastbar sind. Darauf muss man Rücksicht nehmen und auch mit dem Betroffenen besprechen, was ihm/ihr guttut und was sich in Zukunft vielleicht auch ändern muss, dass die Depression nicht wiederkommt. Und man sollte auf gar keinen Fall versuchen, den Betroffenen von der notwendigen, auch medikamentösen Therapie abzuraten. Es muss eine passende Mischung aus Hilfestellung und Motivation dabei sein, eine Tagesstruktur und Aktivität aufrecht zu erhalten bzw. wieder zu trainieren, aber denjenigen auch nicht zu überfordern.

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