Der Mann für die sportpsychologische Betreuung im LZ: Linus Lorenz.
Es läuft die Partie der U19 der Kickers gegen Jahn Regensburg. Linus Lorenz steht am Spielfeldrand und beobachtet. Da ist er nicht der einzige. Rund 160 Zuschauer haben den Weg in den KRE Sportpark gefunden an diesem Dienstagabend. Aber der 26-Jährige schaut weniger darauf, wie sich die Spieler taktisch verhalten oder wie sie die Bälle spielen. Der gebürtige Münchner analysiert die Kommunikation der Kicker, verbal und nonverbal, schaut auf ihre Körpersprache und wie sie mit bestimmten Situationen umgehen.
Seit dieser Saison ist Lorenz verantwortlicher Sportpsychologe im Würzburger Leistungszentrum. „Die Aufgabe hier ist eine Herausforderung, auf die ich richtig Bock habe. Ich stand seit Anfang des Jahres im Austausch mit den Verantwortlichen und freue mich, dass sie mir das Vertrauen geschenkt haben. Das Team ist überragend und besteht aus Menschen, die etwas voranbringen und Gas geben wollen“, so der Oberbayer. Er fand einerseits gewachsene Strukturen vor, in denen die Sportpsychologie ihren festen Platz hat. Daran, sagt Lorenz, hat sein Vorgänger Michael Groh einen entscheidenden Anteil. Er musste also keine Barrieren aufbrechen. Andererseits hat das Würzburger Leistungszentrum in Ralf Santelli einen Leiter, der sich ebenfalls auf diesem Gebiet auskennt.
„Die Gespräche mit Ralf waren und sind sehr gut. Er und die Verantwortlichen wünschen, dass dieses Feld bearbeitet wird und gehen sehr offen damit um. Auch bei den Trainern gibt es bereits eine Akzeptanz“, findet der 26-Jährige, der direkt nach seinem Masterabschluss in Sportpsychologie von Halle nach Würzburg umzog. Auch LZ-Leiter Ralf Santelli schätzt den Neuzugang: „Wir freuen uns, dass wir mit Linus einen jungen und engagierten Fachmann für den Bereich Sportpsychologie in unserem Leistungszentrum gewinnen konnten. Durch seine bisherigen Erfahrungen und seine hohe Fußballaffinität passt er sehr gut in unser Team.“
Lorenz ist als aktivem Spieler in der NOFV Oberliga Süd zudem nicht nur diese Seite bestens bekannt – sondern auch die Strukturen in bayrischen Leistungszentren. Lorenz trug von der U14 bis zur U17 das Trikot der SpVgg Unterhaching, ehe er vor dem Wechsel in die U19 aussortiert wurde. „Das war eine sehr lehrreiche Zeit, in der ich sehr viel mitgenommen habe, nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich. Die Erfahrung, gehen zu müssen, war sehr hart, hat mich auf meinem weiteren Weg beeinflusst - schlussendlich in das Berufsfeld der Sportpsychologie. Denn jemand, der mir zuhört, der mich unterstützt – abgesehen von Freunden und Familie - hätte mir damals gutgetan“, erinnert sich Lorenz, der danach mit der U19 des FC Deisenhofen in die Bayernliga aufstieg und auch im Herrenbereich am Sprung des Münchner Vorortclubs in die Bayernliga Süd mitwirkte. Zeitgleich machte er seinen Bachelor in Wirtschaftspsychologie.
Heute ist er nun der Beobachter, der Zuhörer, der Ratgeber. Seine Aufgabe ist komplex und facettenreich. Ein Patentrezept gibt es nicht. „Jeder Mensch ist individuell. Ich schaue mir jeden Spieler einzeln an und suche mit dem Spieler zusammen – das ist essentiell – Lösungen. Im besten Fall erkennt der Spieler, dass er in einigen Bereichen Optimierungsbedarf hat“, erklärt Lorenz. Er gibt Ideen und Inspiration an die Hand. Er sieht sich aber nicht als jemand, der vorkaut, sondern als jemand, der unterstützt. Um nachhaltig im mentalen Bereich zu arbeiten, sagt er, sei entsprechende Vorbereitung, gepaart mit Selbst-Motivation, notwendig. Ohne die gehe es nicht.
Sowohl Trainer als auch Spieler kommen in unterschiedlichsten Situationen auf ihn zu und bitten ihn meist in Einzelgesprächen um seine Einschätzung. „Ich beobachte viel, ohne zwangsläufig zu bewerten. Dabei liegt mein Fokus auf Kommunikation, verbal und nonverbal, auf der Körpersprache, auf dem Verhalten des Einzelnen. Diese Eindrücke melde ich dann an den Trainer oder Spieler, mit dem ich arbeite, zurück“, so der Münchner. Denn auch das Verhalten und Denken sei beeinflussbar. Seine Aufgabe ist es, Spieler und Trainer das nötige Werkzeug an die Hand zu geben, es zu verändern. Lorenz weiß: „Routinen und Rituale geben Sicherheit, ebenso wie konkrete Handlungsalternativen, die Spieler und Trainer in der Praxis anwenden können. Ein offener und möglichst reflektierter Umgang mit Schwächen und Stärken ist dabei sehr wichtig. So lassen sich auch komplizierte Situationen lösen.“