LZ-U17: Kickers erleiden Einbruch nach der Halbzeit
Die gegentorlose Serie der Würzburger Kickers ist gerissen. Nach vier Zu-Null-Spiele setzte es gegen die U16 der Münchner Löwen gleich vier Einschläge, was letztlich den Punkt kostete. Umso ärgerlicher ist diese knappe Niederlage, da man das Spiel im ersten Abschnitt völlig im Griff hatte und verdient mit 2:0 führte. Nach dem Wechsel und dem schnellen Anschlusstreffer folgte aber ein Systemabsturz mit zwei weiteren Gegentreffern innerhalb von Minuten.
Halbzeitführung hätte höher ausfallen können
Die Elf von Carsten Neuberth startete wieder mit Tom Weihbrecht für Luca Dill und Cherif Cissé für Orfeas Boukas. Weiterhin fehlte leider Spielgestalter Lennard Grahmann. Die Kickers begannen auf dem Kunstrasen in Giesing dennoch munter. Die Junglöwen wirkten zunächst unsicher im Passspiel und boten den Kickers immer wieder die Möglichkeiten Pressingmoment auszunutzen. Schon nach wenigen Sekunden hatte Niklas Henning einen Ball geblockt. In der Folge aber wurde der Angriff zu schlecht ausgespielt. Dies sollte ein kleines Sinnbild der ersten Halbzeit werden, die zwar überlegen gestaltet, aber doch von zahlreichen Unsauberkeiten im Passspiel begleitet wurde.
In der 6. Minute hatte der FWK die große Doppelchance zur Führung. Eine Flanke von Cissé erreichte Henning per Kopf, der den insgesamt etwas unorthodoxen Löwen-Keeper Luis Stanzel aus der Nahdistanz aber nicht überwinden konnte. Der Ball prallte Marvin Kaiser vor die Füße, der so überrascht war, dass er den Ball verstolperte.
Dennoch zeigte diese Szene, dass die 1860er anfällig waren und sowohl Probleme bei der Spieleröffnung als auch beim Verteidigen hatten. Allerdings waren die Kickers selbst auch nicht so stabil wie in den letzten Spielen. Überraschenderweise lud man die Heimelf bei eigenen Standards zu Torchancen ein. Die Freistöße und Eckbälle wurden während der gesamten 82 Minuten zu schwach getreten. München verteidigte stets mit allen 10 Feldspielern im Strafraum, um dann nach dem abgewehrten Ball überfallartig zu kontern. Dabei ließen sich die Würzburger einige Male überrumpeln, so dass es brenzlig wurde und Jayden Janda sein Können zeigen musste.
Nach 16 Minuten aber fiel der insgesamt doch verdiente Führungstreffer. Der bis dato unglückliche Kaiser fasste sich ein Herz und zog mit links trocken ab. Der Löwen-Keeper sah den platzierten Flachschuss zu spät, so dass er im Eck einschlug. Nach knapp einer halben Stunde hätte der FWK-Torjäger erhöhen können. Nachdem er im 16er gefoult wurde, scheiterte der sonst so sichere Linksfuß per Strafstoß an Stanzel, der die richtigen Ecke geahnt hatte und den zu schwach getretenen Ball parieren konnte (27.).
Die Kickers ließen sich aber nicht beirren und beharkten die jungen Löwen weiterhin mit aggressivem Forechecking. Liman Krasniqi setzte sich dann über rechts durch und bediente gefühlvoll den geschickt eingelaufenen Henning, der seinen Körper vor den Verteidiger schob und Stanzel dann cool überwand. Das Spiel schien eindeutig in Richtung Auswärtssieg zu laufen.
Kopfkino nach dem schnellen Anschlusstreffer
Trainer Carsten Neubert warnte seine Jungs in der Pause, dass das 2:0 ein gefährliches Resultat sei, weil ein schnelles Gegentor eine Euphorie beim Gegner auslösen könnte. Der FWK-Coach erwies sich in dieser Hinsicht leider als Prophet. Denn genau dies passierte den Rothosen. Nach einem unnötigen Cissé-Foul an der linken Strafraumgrenze wurde der Ball entlang der Fünf-Meter-Linie in den Strafraum geflankt und der völlig freie Emre Erdogan köpfte aus der Nahdistanz ein. Offensichtlich erinnerten sich die Jungs nun an die mahnenden Worte ihres Coaches und das Kopfkino setzte ein. Die Gedanken an eine drohende Wende lähmte die Beine der Kickers, die in den folgenden zehn Minuten völlig von der Rolle waren. Emre Erdogan durfte nur wenig später unbehelligt über rechts in den Strafraum eindringen und überwand Janda mit einem präzisen Schuss ins linke Eck.
Der FWK zeigte in dieser Phase keine Gegenwehr, ein Aufbäumen und gegenseitiges Aufmuntern war leider nicht zu erkennen. So war es eine logische Folge, dass 1860 das Spiel komplett drehen konnte. Bei einem langen Ball kollidierten Nevio Tetz und Keeper Janda, so dass Devin Contreras Beggel aus 18 Metern ins leere Tor einschießen konnte. Erst nun erwachten die Kickers wieder aus ihrer Lethargie und wurden sich der drohenden Niederlage bewusst. Man schaltete wieder den Offensivgang ein, wurde aber von den euphorisierten Löwen nun besser bearbeitet, so dass man nur noch Halbchancen kreieren konnte. Bei einem Konter, bei dem Luca Dill etwas zu tief stand und das Abseits aufhob, setzte sich Löwen-Stümer Noah Plöttner stark durch und überwand Janda aus der Nahdistanz (77.). Das schien die Vorentscheidung gewesen sein. Doch Yannik Hess gelang in der Nachspielzeit durch einen schönen Distanzschuss nochmals der Anschlusstreffer. Leider hatte der insgesamt gute Schiedsrichter völlig unverständlicherweise nur zwei Minuten Nachspielzeit angezeigt, so dass keine Zeit mehr blieb. Vier Löwen-Tore, zahlreiche Auswechslungen und die Behandlungspause von Janda und Tetz nach deren Zusammenprall, die mindestens drei Minuten gedauert hatte, veranlassten den Unparteiischen nicht dazu, die zwingend notwendigen vier Minuten nachspielen zu lassen. So blieb nur noch ein Eckball, um das mögliche 4:4 zu erzielen. Janda war mit vorne und kam auch an den Ball, doch im Gewühl wurde das Spielgerät letztlich geklärt. Unmittelbar danach war Schluss und die Kickers mussten eine ganz bittere Niederlage hinnehmen, die man sich aber absolut selbst zuzuschreiben hatte.
Startelf Würzburg: Jayden Janda, Luca Bethäußer (69. Ohnsmann), Tom Weihbrecht (77. Boukas), Farzad Janati, Cherif Cissé, Liman Krasniqi, Niklas Henning (69. Chirico), Marvin Kaiser (73. Cole), Christoph Lembke, Nevio Tetz, (63. Dill), Yannik Hess
Bank Würzburg: Emil Hagemann (ETW), Luca Dill, Orfeas Boukas, Mikko Ohnsmann, Logan Cole
Tore: 0:1 Marvin Kaiser (19.), 0:2 Niklas Henning (33.), 1:2 Emre Erdogan (46.), 2:2 Emre Erdogan (48.), 3:2 Devin Contreras Beggel (56.), 4:2 Noah Plöttner (77.), Yannik Hess (80. +2)
Schiedsrichter: Samuel Tretter (Thomas Eisenreich, Philip Kirchdorfer)
Zuschauer: 60 (TSV 1860 München, Kunstrasen)