Rothosen-Talk im Maritim: Reichlich Informationen in der Klub-TV-Sendung
24.11.2015 / 14:46 Uhr
WM-Affäre, Länderspielabsage und die Nachfolge an der DFB-Spitze: Mit Dr. Rainer Koch war am Montag der aktuell wohl gefragteste deutsche Sportfunktionär zu Gast bei „Kickers TV – der Rothosen-Talk im Maritim“: Über 120 Gäste erlebten einen ebenso unterhaltsamen wie informativen Talk bei der Klub-TV-Aufzeichnung des Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers. Dabei unterstrich der DFB-Interimspräsident, „dass wir eine lückenlose Aufklärung wollen. Auch wenn wir es nicht mit Gewissheit sagen können, so glaube ich, dass wir im ersten Quartal 2016 den Abschlussbericht vorlegen können.“ Dass die deutschen Stadien nach den Terroranschlägen von Paris am vergangenen Wochenende alle voll waren, begrüßte Koch ebenso wie die Tatsache, dass „auch die Würzburger Kickers mit einer tollen Aktion ihre Solidarität mit den Opfern und deren Angehörigen gezeigt haben.“ Als einziger deutscher Profiklub hatten die Rothosen ihr Trikot verändert: „WE LOVE PARIS“ war auf der Brust zu lesen, auf dem Ärmel war das Peace-Zeichen mit der Silhouette des Eiffelturms zu sehen.
Dabei ging es Koch nicht nur um die Themen internationaler Bedeutung, sondern auch als Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes um den einzigen bayerischen Drittligisten. „Was in Würzburg erreicht wurde, verdient große Anerkennung. Der Region hat der Profifußball gefehlt, und ich kann mir gut vorstellen, dass der Weg noch nicht zu Ende ist“, sagte der Oberbayer und schob mit einem Lächeln hinterher: „Geben sie sich bei den Kickers noch etwas Zeit, sie müssen nicht schon in der nächsten Saison mit dem VfB Stuttgart in einer Liga spielen“. Die enorme Bedeutung des Fußballs hierzulande wusste Koch auch auf Würzburg herunterzubrechen, und Main-Post-Geschäftsführer David Brandstätter sieht in dem „Profifußball einen klaren Standortvorteil für Würzburg. Wir alle sind auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, da spielt dann auch der Fußball eine tragende Rolle. Würzburg braucht sich nicht vor Städten wie Darmstadt oder Paderborn zu verstecken. Wir können das auch.“
Dass der FC Würzburger Kickers e.V. als Inhaber der FLYERALARM Arena zuletzt immense Kosten zu stemmen hatte, verdeutlichte Finanzvorstand Christoph Schleunung: „Es gibt nicht viele Vereine, die so etwas in so kurzer Zeit geschafft hätten. Dabei sollten wir alle nicht nur den Blick für das Aushängeschild, das der Drittliga-Fußball bei den Kickers zweifelsfrei ist, haben, sondern auch auf das, was der Verein leistet. Vor allem in Sachen Nachwuchsarbeit leisten wir gerade Großes, der Zulauf ist enorm, aber wir stoßen alleine an unsere Grenzen. Wir können froh sein, dass es in der Stadt Vereine gibt, die uns unterstützen und Plätze zur Verfügung stellen. Auch wenn es etwas altertümlich klingen mag: Auch die Kickers holen die Kinder von der Straße.“
Rainer Koch, dessen BFV zuletzt auch das Nachwuchsleistungszentrum an den Dallenberg vergeben hat („Dort wird großartige Arbeit geleistet!“), warnte davor, der Politik mit Druck zu begegnen: „Eine Kommune ist zu nichts verpflichtet, geben sie der Politik noch einen Millimeter Zeit. Es kann nur gemeinsam funktionieren.“ Der DFB-Interimspräsident jedenfalls bot seine Hilfe an, wie er dies bereits an den Standorten in Augsburg, Regensburg oder Ingolstadt getan hat. Überall ist die öffentliche Hand mit dabei. „Es ist ein Irrglaube, dass etwaige Gelder dazu verwendet werden, um Spielergehälter zu bezahlen“, sagte Schleunung: „Wir leisten Arbeit, wie sie jeder andere Verein auch für die Gesellschaft leistet – nur mit dem Unterschied, dass die Strahlkraft einer Profimannschaft auch im Unterbau und der Infrastruktur erhebliche Veränderungen mit sich bringt.“
Zum Auftakt der Internet-TV-Aufzeichnung hatte Cheftrainer Bernd Hollerbach gemeinsam mit Fitnesscoach Werner Leuthard aus dem Nähkästchen geplaudert. Leuthard, der einst mit Tennis-Assen wie Steffi Graf, Anke Huber oder Barbara Rittner zusammengearbeitet hat, wurde an der Seite von Felix Magath deutscher Meister beim FC Bayern und dem VfL Wolfsburg und holte den Titel in Österreich – Trainer damals war Joachim Löw: „Eine tolle Zeit, an die ich mich sehr gerne zurückerinnere. Jogi hatte in Österreich so seine Probleme. Wir sind im Auto unterwegs gewesen und als im Radio die EAV zu hören war, musste er rechts ranfahren, weil er als Badener vor Lachen nicht mehr konnte. Für mich als Niederbayer war das kein Thema.“
Die höchste Professionalität, das stringente Arbeiten, das ist es, was Hollerbach und Leuthard seit Jahren verbindet: „Im Fußball wird nicht zu viel Geld verdient“, so der FWK-Trainer, „denn der Markt gibt es her. Die Spieler investieren nur meist zu wenig. Als Spieler war mein Körper mein Kapital, ich habe in ihn investiert – und mir auch selbst einen Fitnesstrainer engagiert. Ich wollte weiterkommen. Das ist es, was Werner vorlebt. Mit ihm haben wir einen absoluten Vollprofi für uns gewinnen können.“