Zu Gast an der Förde: Hollerbachs Rückkehr nach Kiel
26.11.2015 / 13:06 Uhr
Exakt 74 Minuten lang durfte sich Holstein Kiel im Sommer als Zweitligist fühlen, in der Relegation hatte das Team von Trainer Carsten Neitzel im Rückspiel beim TSV 1860 München nach 16 Minuten mit 1:0 geführt und war damit auf Kurs in Richtung Zweitklassigkeit. Selbst der 1:1-Ausgleichstreffer hätte daran nichts geändert, doch in der ersten Minute der Nachspielzeit (!) gelang den Münchnern der 2:1-Siegtreffer, die Löwen waren gerettet, Kiel blieb Drittligist. Nun geht es für den FC Würzburger Kickers an diesem Samstag (14 Uhr, Holstein-Stadion, Live-Ticker) zum Gastspiel an die Förde. Der Würzburger Aufsteiger reist als Tabellen-Zehnter mit einem Punkt Vorsprung in den Norden, die Störche liegen an 13. Stelle – auch deshalb, weil die Neitzel-Schützlinge zuletzt zwei Siege am Stück eingefahren haben.
Nach der niederschmetternden Relegation zur Zweiten Liga verlief der Saisonstart für die Kieler holprig – am 15. Spieltag waren die Störche am Tabellenende gestrandet. Nun aber, nach den 3:1-Erfolgen gegen die SG Sonnenhof Großaspach und bei der Zweitvertretung des VfB Stuttgart, zeigt der Trend klar nach oben. Acht ihrer 19 Zähler sammelten die Kieler bislang im Holstein-Stadion, an das sich auch Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach erinnert. Einmal ist er in der 10.200 Zuschauer fassenden Arena (Saisonschnitt 5.892 Besucher je Spiel) als Trainer aufgekreuzt. Am 22. November 2008 war der Rimparer für das U-23-Team des VfL Wolfsburg verantwortlich und unterlag mit den „kleinen“ Wölfen vor 2.200 Zuschauern beim KSV mit 0:1. „Das ist zwar schon sehr lange her, aber ich kann mich daran noch erinnern“, sagt Hollerbach vor seiner Rückkehr an die Förde.
Dass der KSV aktuell durch die beiden Erfolge Rückenwind hat, ist ihm natürlich bewusst: „Wir wissen um die Qualität von Kiel. Wir kommen mit Respekt, aber ohne Angst“, sagt er und verweist auf die Auswärtsbilanz des Aufsteigers: „Mit bisher einer Niederlage ist unsere Statistik nicht so schlecht.“ Und überhaupt haben die Mainfranken zuletzt einmal mehr spielerisch überzeugt, allenfalls die volle Ausbeute sprang trotz deutlicher Überlegenheit beim 2:2 gegen den FC Energie Cottbus nicht heraus – seit vier Partien sind die Rothosen aber ungeschlagen: „Als Aufsteiger können wir bislang sehr zufrieden sein und können fest behaupten, in der 3. Liga angekommen zu sein.“
Ein Wiedersehen wird es auf Kieler Seite auch für Steven Lewerenz geben: Der gebürtige Hamburger war Teil der Kickers-Aufstiegsmannschaft und ist Ende Juli zu den Störchen gewechselt, wo der Mittelfeldspieler bislang 17 Mal zum Einsatz (fünf Spiele über die volle Distanz) gekommen ist und dabei vier Mal getroffen hat.
Während die Kieler am Samstag weiter auf die noch in Reha befindlichen Kenneth Kronholm, Marlon Krause und Milad Salem verzichten müssen, ist Würzburgs Kader weitgehend komplett: Einzig die langzeitverletzten Daniele Bruno (Kreuzbandriss) und Nico Herzig (Knieprobleme) fallen aus, Christian Demirtas schlägt sich mit einer Grippe herum und Dennis Russ laboriert an Knieproblemen – wer letztlich die Bahnreise mit nach Kiel antritt, wird sich kurzfristig entscheiden.
Aufpassen müssen die Rothosen vor allem bei Standardsituationen: Bereits neun Kieler Tore resultierten aus einem ruhenden Ball – aber: die Würzburger Statistik in punkto Gegentreffern nach Standardsituationen ist die beste der 3. Liga. Erst zweimal musste FWK-Keeper Robert Wulnikowski nach einem Elfmeter und einem indirekten Freistoß hinter sich greifen. Ein weiteres Indiz für die Abwehrstärke der Rothosen, die mit erst elf Gegentreffern weiter die beste Defensive der Liga stellen.