Hinter den Kulissen des FWK: Auf den Fersen von Tobi Grimm

20.02.2018 / 10:30 Uhr

An einem Heimspieltag der 3. Liga auf den Fersen von Tobias Grimm, Stadionsprecher beim FC Würzburger Kickers.

 

Heimspiel in der FLYERALARM Arena: Zwei Stunden noch, dann beginnt die letzte Partie des Jahres 2017 gegen den SV Meppen und somit Tobi Grimms letzter Arbeitstag für dieses Jahr als Stadionsprecher der Würzburger Kickers. Er ist bereits da und steht am Ober­rang der Haupttribüne. Vor ihm erstreckt sich das gesamte Sta­dion. Hier, wo es in zwei Stunden kaum einen freien Platz mehr gibt, die Menschen für anderthalb Stun­den auf der emotionalen Achter­bahn unterwegs sein werden, ist es noch relativ ruhig. Die ersten Zuschauer werden in einer halben Stunde erwartet. Wo Fans gebannt ihre Mannschaft anfeuern, heißt es für Tobi Grimm arbeiten.

 

Gemeinsam mit dem Veranstaltungsleiter, der Polizei und Feuerwehr, dem Bayerischen Roten Kreuz und den Fanbetreuern steht er in einem Kreis und geht aufmerksam alle wichtigen Punkte zum heutigen Spieltag durch. Nachdem alle gebrieft sind, schwirrt jeder zu seiner Aufgabe. Hektik ist dabei keine zu spüren, es sieht vielmehr nach großer Routine aus.

 

Tobi macht sich auf den Weg zur seiner nächsten Station – der Stadionregie. Auf dem Weg, quer durch das Stadion, trifft er auch schon David. Er verantwortet heute die Stadionregie. Der Regieraum ist klein und erstaunlich warm. „Du hast’s schön hier oben. Ich warte nur darauf, dass sich bei diesem tropischen Klima mal ein Affe an der Liane durch die Kabine schwingt – fehlen nur noch die Cocktails, was?“, scherzt Tobi, der das Spiel heute bei knapp zwei Grad vom Spielfeldrand aus begleiten wird. Von hier oben kann man das ganze Stadion überblicken. Es ist jetzt 13:02 Uhr, also noch 58 Minuten bis zum Spielbeginn und das Stadion füllt sich langsam aber sicher mit Zuschauern. Nachdem die beiden die Musikauswahl und den Regieplan, den Tobi erstellt hat, besprochen haben, geht es wieder raus in die Kälte. Nächster Halt: sein eigentlicher Arbeitsplatz für den heutigen Tag: Der heilige Rasen – wie er gerne genannt wird.

 

Mit dampfendem Kaffee und bis oben zugeknöpfter Kickers-Jacke wird Tobi kurz vor dem Spielfeld aufgehalten. „Unsere Tanja hatte ja Geburtstag, klappt das denn jetzt mit dem gratulieren?“, fragt ein aufgeregter Fan. Die Geburtstagsüberraschung ist für heute fester Bestandteil des Regieplans, allerdings darf dafür nicht allzu viel Zeit beansprucht werden. „Letztes Jahr waren wir einmal 20 Sekunden in Verzug und das war schon heftig. Das darf einfach nicht passieren“, erklärt Tobi.

 

Auf dem heiligen Rasen

 

„Servus!“ 40 Minuten vor Anstoß kommt Tobi endlich auf dem Spielfeld an und begrüßt seine Kollegen. Zwischen den Spieler- und Trainerbänken, rechts die der Kickers, links die der Gäste, stehen drei Bänke mit Decken ausgestattet. Davor ein kleiner Tisch mit fünf gefüllten Teekannen, Notizblöcken und Stiften. Der Boden ist vom Regen matschig und das kalte Nass strömt direkt an die Beine.

 

Am Spielfeldrand tummeln sich bereits Fotografen und Reporter. Besucher rauschen trotz eisiger Kälte in Strömen ins Stadion. Das Stadion füllt sich. Der Geräuschpegel steigt. Es ertönen Stimmen von Mitarbeitern, die sich noch letzte, wichtige Informationen zurufen. Gäste, die sich vor Beginn der Partie über ihre Woche austauschen und die Kickers-Fans, die schon fleißig im Chor singen.

Tobi tigert ein wenig angespannt umher und schaut den Regieplan ein weiteres Mal durch, dann kann es losgehen – die Mannschaft steht im Spielertunnel bereit. Tobi greift zum Mikrofon:

 

1907 Prozent für den nächsten Dreier! Wo sind die Fans des FC Würzburger Kiiiiiiiiiickers?

FWK-Stadionsprecher Tobi Grimm

 

„1907 Prozent für den nächsten Dreier! Wo sind die Fans des FC Würzburger Kiiiiiiiiiickers?“ Auf den Rängen herrscht eine ganz besondere Atmosphäre aus Vorfreude und Anspannung.

 

Anpfiff. Die Partie läuft.

 

Für Tobi bedeutet das erst einmal Durchatmen. Er setzt sich zu seinen Kollegen auf die Bänke und gießt sich eine Tasse warmen Tee ein. Gemeinsam wird das Spiel geschaut und diskutiert. Statt des klassischen Fußballstadion-Duftes nach Bier und Bratwurst, riecht es hier nach Früchtetee.

 

Lange sitzen geht für Tobi aber nicht. Nach zehn Minuten wandert er hinter den Bänken angespannt auf und ab. „Ey Schiri, das war mindestens dunkelgelb!“, ruft er und hebt seine Hände über den Kopf. Aus dem Stadion ertönen Buh-Rufe.

 

Dann der erste Paukenschlag. In der 41. Spielminute fällt das erste Tor für die Rothosen. Das Stadion tobt. Die Fans jubeln und Tobi greift zum Mikro: „Toooooooooooooooor! Tor für die Kickers. Torschütze unsere Nummer 8 Emanuel“, auffordernd hält er den Fans das Mikro hin: „Taffertshofer“, antwortet das gesamte Stadion prompt. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt. Vier Minuten später läutet der Stadionsprecher mit einer kurzen Durchsage des Spielstandes und einem Überblick über die Ergebnisse anderer Drittliga-Partien die Halbzeitpause ein.

 

Zweiter Durchgang  

 

Und weiter geht’s mit der zweiten und letzten Halbzeit im Jahr 2017. Mit dem Mikrofon in der Hand verfolgt Grimm das Spiel. Da passiert es auch schon wieder: In der 58. Minute fällt das zweite Tor für die Rothosen. Jubelrufe hallen durch das gesamte Stadion. „Das zweite Tor für die Kickers!“, ruft Tobi aus voller Brust ins Mikrofon.

 

„18 kommt für 27“, ruft ihm ein Kollege zu. Daraufhin funkt Tobi an die Regie: „Bei Meppen geht die 27 raus und dafür kommt die 18.“ Ein paar Sekunden später erscheint die Wechselmeldung auf der riesigen Lichttafel. Tobi informiert das Publikum. Ein Spieler, auf seinem Trikot ragt die Nummer 27, setzt sich erschöpft auf die Spielerbank, während ein anderer motiviert auf das Spielfeld sprintet.

Die Atmosphäre ist merklich entspannt. Die Fans der Kickers stimmen fleißig weiter Songs an, bei denen Tobi und seine Kollegen automatisch im Takt mitwippen. Auch die Fans der Gäste geben nicht auf und feuern ihre Mannschaft an.

89. Minute: Die Fans geben nochmal Gas. Singend und klatschend steht das gesamte Stadion. Die letzte Spielminute läuft. Tobi macht sich bereit zur Abmoderation.

 

Und Schlusspfiff.

 

„So Freunde... Das war’s für 2017! Die Kickers verabschieden sich mit einem 2:0-Sieg gegen den SV Meppen in die Weihnachtsferien“, beendet Tobi nicht nur das Spiel, sondern bedankt und verabschiedet sich von den Fans, der Mannschaft und allen helfenden Händen.

 

Zufriedene Fans und Mitarbeiter applaudieren ausgiebig und räumen danach ihre Plätze, um nach knapp zwei Stunden winterlicher Kälte endlich wieder ins Warme zu kommen. Tobi kickt voller Energie ein paar Bälle hin und her, bevor auch er seinen wohlverdienten Feierabend antritt.

 

Eine Reportage von Pia Greinacher

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