Alles für ein sicheres Stadionerlebnis!
Johannes Popp und Benjamin Hirsch sind am Spieltag im Dauer-Einsatz. Der eine ist Veranstaltungsleiter und koordiniert sämtliche Abläufe rund um die Heimspiele am Dallenberg, der andere ist als Sicherheitsbeauftragter primär für die Sicherheit in der FLYERALARM Arena zuständig. Die 1907 News haben mit den beiden nach DFB und DFL zertifizierten Personen über ihre Aufgaben gesprochen.
Das letzte Heimspiel in dieser Saison liegt hinter uns, die neue Spielzeit wirft allerdings schon ihre Schatten voraus. Wann finden die ersten Treffen bezüglich der neuen Runde statt?
Johannes Popp: „Nachdem der Spielplan veröffentlicht wurde, findet immer eine Saisonsicherheitsbesprechung statt, zu der sämtliche Behörden eingeladen werden. Dabei wird unter anderem eine Vorab-Risikoeinschätzung zu den jeweiligen Spielen durchgeführt, die dann vor den Partien jeweils noch einmal konkretisiert wird. Mittlerweile nehmen wir neben den Behörden auch den Gastronomiebereich mit dazu. Es sind also aus jedem Bereich am Spieltag involvierte Personen anwesend.“
Wie sieht eine typische Heimspielwoche aus?
Benjamin Hirsch: „Im Vorfeld der Sicherheitsbesprechung frage ich bei meinem Kollegen des Gastvereins verschiedene Informationen ab: Wie viele Fans kommen mit? Sind besondere Vorkommnisse zu erwarten? Wie reist die Mannschaft an? Benötigt sie eine polizeiliche Begleitung zum Stadion? Das sind die Hauptthemen, die wir zusammen besprechen. Die Sicherheitsbesprechung findet immer mittwochs statt. Dort sind die behördlichen Vertreter anwesend, die sich zusammensetzen aus Polizei, Bundespolizei, ÖPNV, BRK, Feuerwehr, Ordnungsdienst, Verkehrs- und Parkplatzbeauftragtem, unseren beiden Fanbeauftragten sowie unseren Vereinsverantwortlichen.“
Wann beginnt für den Veranstaltungsleiter der Spieltag selbst?
Johannes Popp: „Um 8:00 Uhr reist das TV-Team über die B19 an, die nur unter polizeilicher Vollsperrung als Not-Zu- und Ausfahrt deklariert und benutzbar ist. Ich koordiniere das und schaue, dass alles glatt läuft. Sie erhalten dann ihre Medienleibchen und ihre ISDN-Anschlüsse. Vor dem Stadionrundgang werden noch einmal die Mails gecheckt und die Funkgeräte eingesammelt. Um 9:00 Uhr kommt der Ordnungsdienst, der auch noch einmal letzte Instruktionen bekommt. Anschließend schaue ich mir die Verkabelungen an und prüfe, dass es keine Stolperfallen oder ähnliches gibt.“
Der Austausch mit den Behörden ist auch von enormer Bedeutung, oder?
Johannes Popp: „Ja, zwei Stunden vor Anpfiff findet eine Kalte-Lage-Besprechung statt, wo sich alle Beteiligten noch einmal abstimmen. 90 Minuten vor Spielbeginn öffnen dann die Stadiontore. In dieser Zeit werden auch die Blindenreporter, der Stadionsprecher und die Schiedsrichter begrüßt und ihnen die Kommunikationswege erklärt. Darüber hinaus findet ohne Behörden ein vertrauliches Kurvengespräch mit den Gästevertretern statt.
Und während der Partie?
Benjamin Hirsch: „Wir stehen untereinander per Funk im stetigen Austausch. Nach den ersten 45 Minuten wird ein Halbzeitgespräch durchgeführt, das wie alle Besprechungen mit den Behörden auch protokolliert wird. Nachdem das Stadion rund 20 Minuten nach Spielende geräumt ist, treffen wir uns noch einmal zu einem Sicherheitsdebriefing. Hier tauschen wir uns über besondere Vorkommnisse aus. Am Montag wird online auf der DFB-Plattform zudem ein Sicherheitsreporting abgelegt.
Wie sieht für euch ein perfekter Spieltag aus?
Johannes Popp: „In der 2. Liga hatten wir – auch aufgrund der baulichen Situation – einen Dauerdruck. Natürlich ist es klasse, wenn renommierte Gegner hier sind, das Stadion voll ist und die Stimmung top ist. Man merkt es aber natürlich, wenn man jedes Spiel auf Anschlag ist. Abseits vom Spielgeschehen ist allgemein auch die Infrastruktur hier am Dallenberg ein großes Thema.“
Benjamin Hirsch: „Das kommt natürlich auch immer auf die sportliche Situation an. Ich habe es tatsächlich lieber, wenn Druck da ist und viele Gästefans kommen. Wenn etwas weniger los ist, hat man dafür die Chance, zu kontrollieren, ob die erteilten Instruktionen und die Dienstanweisungen erfüllt werden.“
Die Kickers stehen kurz davor, vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) eine Zertifizierung zu erhalten?
Benjamin Hirsch: „Korrekt. Wir hatten kürzlich die DEKRA im Haus. Im Rahmen einer vom DFB vorgegebenen Sicherheitsmanagement-Qualifizierungsvorgabe haben wir diese Sicherheitsqualifizierung durchlaufen. Dazu gehörte eine Implementierungs-, einer Auditierungs- und eine Zertifizierungsphase, die wir mit Glanz und Gloria absolviert haben. Unsere beiden Nebenabweichungen haben wir bereits behoben.“
Was kann man sich unter den einzelnen Phasen genau vorstellen?
Johannes Popp: „Die Zertifizierung fußt auf einer teilnehmenden Beobachtung am Spieltag, bei dem zwei Auditoren die Organisation, Abläufe und Kommunikationswege überwachen. Anschließend sind die beiden Auditoren noch zwei Tage in der Geschäftsstelle, wo alle Beteiligten, die primär und sekundär in die Sicherheitsorganisation eingebunden sind, befragt werden. Hier wurde geprüft, ob alle Vorgaben eingehalten werden.“
Das bedeutet also, bei den Kickers ist für ein sicheres Stadionerlebnis alles vorbereitet?
Benjamin Hirsch: „Johannes hat ein Sicherheitshandbuch zusammengestellt, das mittlerweile drei DIN-A4-Ordner an Plänen und Vorgaben umfasst. Nächstes Jahr sind wir dann im Re-Audit, wo noch einmal alles überprüft wird. Das Jahr darauf beginnt alles wieder von vorne. Es gibt natürlich immer wieder Angleichungen im Sicherheitsmanagement, das lizensierungsrelevant ist. Das bedeutet, dass einem Verein bei gravierenden Mängeln in der Sicherheit die Lizenz entzogen werden kann. Wir sind allerdings sehr gut aufgestellt. Bislang ist es am Dallenberg – außer pyrotechnischen Vorfällen, die schwierig zu verhindern sind – zu keinerlei Problemen gekommen. Wir tun alles dafür, dass es dabei bleibt.“