Rajiv van La Parra: Mit Würzburg zu alter Stärke und zum Klassenerhalt!

03.03.2021 / 13:45 Uhr

Entspannt schlendert Rajiv van La Parra den Dallenberg hoch zur FLYERALARM Arena, seiner neuen fußballerischen Heimat. Von den Enttäuschungen der letzten Wochen und Monate ist dem 29-Jährigen nichts anzumerken. Für das Fotoshooting streift er sich gut gelaunt sein neues Trikot mit der Nummer 37 über und geht gut gelaunt auf den Rasen, um dann in die Kamera zu lächeln. Auch die Aufnahmen auf der Tribüne nimmt der Flügelspieler mit Leichtigkeit, ehe er sich den Fragen der Journalisten stellt. Geduldig beantwortet er alles, was sie wissen wollen. Und van La Parra hat vieles zu erzählen. Er hat in seiner Karriere nahezu alle Höhen und Tiefen des Sports erlebt. 

 

Zuletzt leider eher die Tiefen. Schließlich kam er beim spanischen Zweitligisten UD Logroñés, bei dem er im Sommer unterschrieben hatte, nicht wie erwünscht zum Zug. „Es war eine schwere Zeit. Ich hatte auf Spielzeit gehofft, war sehr froh, wieder auf dem Platz stehen zu können. Aber ich habe kaum gespielt, konnte meine Qualitäten nicht zeigen“, so der gebürtige Rotterdamer. Der Trainer habe sich für andere Spieler entschieden, etwas, was zum Sport dazugehöre. Dabei wollte van La Parra in Nordspanien einen Neustart wagen. Schon sein Engagement bei Roter Stern Belgrad war, obwohl er dort unter anderem in der Champions League gegen Bayern München spielte, von kurzer Dauer. 

 

Noch vor Beginn der Corona-Pandemie lösten beide Seiten den Vertrag auf. Van La Parra hatte die Hoffnung, umgehend bei einem anderen Team anzuheuern. Doch der Virus machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Statt auf dem Fußballfeld um Punkte zu kämpfen, hielt er sich zu Hause in den Niederlanden fit, arbeitete dort mit einem Personaltrainer. „Ich war fünf-sechs Monate in Rotterdam. Meine Familie hat mir in dieser Zeit sehr geholfen, mich großartig unterstützt. Ich hatte Momente, in denen ich sehr, sehr traurig war“, gibt er offen zu. Mehrmals dachte er an seine Zeit in England. Eine erfolgreiche Zeit. 

 

Aufstieg in die Premier League

 

Der 29-Jährige war Stammspieler bei Huddersfield Town und hatte entscheidenden Anteil am größten Erfolg des Clubs in den vergangenen Jahrzehnten, nämlich dem Aufstieg 2017 in die Premier League. „Das war ein Traum. Vieles in dieser Saison ist für uns gelaufen. Wir hatten in engen Partien stets das Glück auf unserer Seite. Es macht mich unglaublich stolz, Teil dieser Mannschaft gewesen zu sein. Wir hatten einen unglaublichen Teamspirit, waren eine verschworene Einheit. Jeder im Verein hat alles für den Erfolg gegeben. Das war beeindruckend“, schwärmt er vom Aufstiegsjahr, auf das der Klassenerhalt in Englands höchster, vielleicht Europas bester Liga folgte. 

 

Van La Parra, für den ein Kindheitstraum in Erfüllung ging, lief in Old Trafford, im Emirates Stadium oder in Wembley Stadium auf. „Das waren unbeschreibliche Momente. Ich habe in jedem Spiel in die Menge, ins Publikum geschaut. Das war beeindruckend vor einer solchen Kulisse spielen zu dürfen“, schwärmt er noch heute. Besonders in Erinnerung ist ihm aber das Aufeinandertreffen mit seinem Halbbruder Georginio Wijnaldum an der Anfield Road. „Es war phänomenal, gegen ihn zu spielen, mit ihm auf dem Feld zu stehen. Wir haben diesen Moment genossen. Unsere ganze Familie war im Stadion. Das war etwas ganz Besonderes für uns alle“, beschreibt er diesen Gänsehautmoment und ihm ist der Stolz auf das Geleistete anzusehen.

Nicht nur auf das, was er selbst erreicht hat, sondern auch auf das, was sein Halbbruder geschafft hat. „Ich bin sehr stolz auf ihn. Er ist ein wichtiger Spieler in Liverpool, bei einem der besten Teams der Welt. Er hat die Champions League gewonnen, die Meisterschaft in der Premier League. Das gelingt nicht vielen Spielern. Dennoch ist er noch immer der Mensch, der er früher auch war“, zeigt van La Parra großen Respekt. Und er muss es schließlich wissen. 

 

Zwar lebten die beiden, die den selben Vater haben, nie zusammen, gingen in ihrer Jugend aber auf die gleiche Schule und spielten bei Feyenoord Rotterdam miteinander. „Wir haben uns jeden Tag gesehen und verstehen uns sehr gut. Auch unsere Familien haben ein freundschaftliches Verhältnis“, so der Neu-Würzburger. Selbst wenn das kurios anmutet, seinen Halbbruder täglich zusehen, aber nicht mit ihm zusammenleben, für van La Parra und Wijnaldum war das normal. Auch heute noch pflegen die beiden ein gutes Verhältnis, treffen sich, wann immer es möglich ist. Zuletzt, als Wijnaldum auf Länderspielreise in den Niederlanden weilte.

 

Niederländische Connection

 

Und eigentlich wäre der 29-Jährige auch jetzt gerne dort, bei seiner Familie. Schließlich ist er vor rund sechs Monaten Vater geworden. Seine Freundin ist mit dem gemeinsamen Sohn in den Niederlanden geblieben, in der Nähe der Familien. „Das ist nicht leicht, soweit weg von meiner Freundin und meinem Sohn zu sein, ihn nicht täglich im Arm zu halten. Aber wir unterhalten und sehen uns jeden Tag über Facetime“, sagt er etwas wehmütig. Letztmals hat er ihn im Dezember gesehen. 

 

Dennoch schöpft van La Parra aus seiner neuen Verantwortung auch Kraft. Schließlich will er, dass es seinem Jungen später gut gehe. Und ohne niederländischen Touch geht es auch in Würzburg nicht. Denn kaum war er in der Domstadt angekommen, war er schon in die Wohngemeinschaft mit Douglas und Chris David gezogen. „Ich war auf der Suche nach einem Appartment, als Chris auf mich zukam und meinte, ob ich nicht zu ihnen ziehen möchte. Am nächsten Tag bin ich eingezogen“, schmunzelt er. „Es ist ein sehr gutes Gefühl, sie um mich zu haben. Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander, schauen gemeinsam Fußball oder spielen RummyCup oder UNO. Wir haben sehr viel Spaß zusammen.“

 

David und Douglas haben van La Parra die Integration wesentlich erleichtert, auch weil David sich nahezu um alles kümmert und organisiert. „Er sagt uns, wann Training ist, welche Termine anstehen. Ich spiele hier Fußball und er macht den Rest. Er ist wie ein Vater für mich“, lacht van La Parra, der sich in Würzburg sehr wohl fühlt. Die Mannschaft habe ihn sehr gut aufgenommen, die Menschen seien sehr offen und freundlich. Sehr positive Eindrücke hat der 29-Jährige in den ersten Wochen hier in Mainfranken gewonnen. Nun möchte er auch auf dem Platz wieder an alte Zeiten anknüpfen. „Ich bin dem Verein sehr dankbar, dass er mir diese Chance gegeben hat. Es war die beste Option für mich, hierherzukommen. Ich möchte mit Leistung überzeugen, meine Qualitäten zeigen und dem Team zum Klassenerhalt verhelfen. Das ist eine große Herausforderung. Aber wir werden sie meistern“, ist sich der Offensivspieler sicher. Und wer weiß: Vielleicht bleibt van La Parra über den Sommer hinaus und Mainfranken ist um eine niederländische Kleinfamilie reicher.

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