Leon Schneider: "Für mich passt es hier perfekt!"
„Der Residenzgarten ist der Wahnsinn. Auch in der Residenz war ich schon und habe sie mir angeschaut“, hat Leon Schneider schnell Gefallen an seiner neuen Wahlheimat Würzburg gefunden. Mit seiner Freundin ist er, nachdem der Wechsel zu den Kickers feststand, in die Domstadt gezogen. Das junge Paar wohnt seitdem unweit der Alten Mainbrücke in Wurfweite zur Innenstadt in einer schnuckligen Zwei-Zimmerwohnung mit Terrasse.
Wäre die aktuelle sportliche Situation nicht, der 21-Jährige wäre rundum zufrieden in Mainfranken. Denn auch persönlich läuft die Saison bisher. Schließlich gehört der gebürtige Eisenhüttenstädter zum Stammpersonal im Würzburger Abwehrverbund. „Der fehlende sportliche Erfolg überlagert leider vieles“, meint Schneider geknickt. Dabei sollte nach den tristen Jahren in Uerdingen, Köln und Cottbus endlich wieder Ruhe einkehren.
Zwar hatten sich Schneider und die Krefelder vergangene Spielzeit sportlich in der 3. Liga gehalten, mussten dann aber zwangsabsteigen. „Das war eine sehr turbulente und wilde Saison, in der vieles nicht gut gelaufen ist“, blickt der Defensivspieler nur ungern zurück, zumal er nach einer starken Saisonanfangsphase nach sechs Spielen plötzlich außenvor war und erst in der Rückrunde wieder randurfte. Letztlich kam Schneider auf 18 Einsätze, immerhin fast doppelt so viele wie in der abgelaufenen und in der Regionalliga West abgebrochenen Corona-Saison für die Kölner U23.
Zum Effzeh war Schneider gewechselt, nachdem er mit Cottbus den bitteren Gang in die Viertklassigkeit antreten musste. Ein Tor fehlte den Lausitzern letztlich, um in der Liga zu bleiben. „Das war sehr bitter, weil mir der Verein sehr am Herzen liegt. Für meine Entwicklung war der Wechsel notwendig und ich bin Köln sehr dankbar für die Chance, auch wenn mir der Schritt weg aus der Heimat sehr schwer gefallen ist“, so der Defensivspieler.
Schneider hatte unter den Fittichen seines Vaters Bernd, der selbst in der 1. DDR-Liga spielte, bei der SG Aufbau Eisenhüttenstadt seine ersten fußballerischen Erfahrungen gesammelt und im Alter von zwölf Jahren den Sprung auf die Sportschule geschafft. Zunächst kickte er ein Jahr beim FC Eisenhüttenstadt, trainierte aber schon beim FC Energie Cottbus, für den er dann ab der U14 auch auflief. „Damals ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen. Mit meinem Vater war ich immer im Stadion der Freundschaft Fußball schauen. Energie war damals in der 1. Bundesliga und schlug unter anderem die Bayern mit 2:0. Das sind Momente, die ich nie vergessen werde“, erinnert sich Schneider, dem das Internatsleben zunächst alles andere als leicht fiel. Heimweh plagte ihn.
Das änderte sich aber schnell. Vor allem mit den Kumpels zusammenwohnen, war schon cool. Zudem habe er das so gewollt und sehr viel fürs Leben gelernt. Schneider lernte sich durchzusetzen – auch auf dem Fußballplatz. Er spielte meist in höheren Jahrgängen, war Stammspieler in der U17- und U19-Bundesliga und streifte überdies zweimal das DFB-Trikot über. „Das war eine große Ehre. Aus Cottbus werden eher selten Jugendspieler zu Lehrgängen eingeladen. Ich habe die Tage sehr genossen. Sie waren eine tolle Erfahrung“, ist Schneider merklich stolz.
Der Lohn für die guten Leistungen war aber auch die Kadernominierung bei den Cottbuser Profis als A-Jugendlicher. „Ich hätte eigentlich noch U19 spielen dürfen, war aber die gesamte Saison bei den Profis und habe 14 Spiele absolviert. Claus-Dieter Wollitz hat mir das Vertrauen geschenkt. Von ihm habe ich unheimlich viel gelernt, habe alles aufgesaugt. Er ist ein besonderer, sehr emotionaler Typ. Es hat immer Spaß gemacht, auch wenn es manchmal sehr laut wurde“, hat Schneider trotz des Abstiegs sehr schöne Erinnerungen an die Zeit in Cottbus.
Das ist auch spürbar, wenn er von der Zeit erzählt, in der sein Traum Profifußball in Erfüllung ging. Trotz der mittlerweile großen Distanz zur Heimat, füllt sich Familienmensch Schneider nun auch in der Fremde zu Hause. Einerseits sorgen seine Eltern dafür, die in regelmäßig besuchen. Andererseits sind die familiären Kickers genau der richtige Verein für den 21-Jährigen: „Die Gespräche mit den Verantwortlichen waren sehr gut, die Menschen hier im Verein haben mit sehr herzlich aufgenommen. Für mich passt es hier perfekt!“