2:1 in Stuttgart: Kickers holen ihren vierten Saisonsieg
14. Spieltag 2015/16
24.10.2015
Spielbericht
Es bleibt dabei, auf die Würzburger Kickers ist Verlass: Der Aufsteiger feierte am Samstag seinen vierten Saisonsieg und hat sich so weiter Abstand zu den Abstiegsrängen verschafft: Die Mainfranken setzten sich vor 4.000 Zuschauern beim SV Stuttgarter Kickers mit 2:1 (1:1) durch. Für das Team von Coach Bernd Hollerbach war es bereits der dritte Dreier in der Fremde. Nach einem 0:1-Rückstand trafen Amir Shapourzadeh und Richard Weil jeweils per Kopf für die Gäste. „Wir waren wach und präsent und haben letztlich leistungsmäßig so gespielt wie in den letzten Wochen. Heute haben wir uns dafür auch belohnt. Ich gratuliere meiner Mannschaft zu einer tollen Leistung“, sagte Hollerbach. Kommenden Samstag geht es für seine Schützlinge mit dem Heimspiel gegen den VfR Aalen (14 Uhr, FLYERALARM Arena) in der 3. Liga weiter.
Trainer Bernd Hollerbach hatte im Vergleich zum 0:1 vor Wochenfrist gegen den VfL Osnabrück eine Änderungen vorgenommen: Für Stürmer Adam Jabiri rückte der wiedergenesene Joannis Karsanidis in die Startformation und spielte vor der Viererkette. Der Rothosen-Coach wählte also die defensivere Variante gegen die angriffsfreudig aufgestellten Hausherren: Im Sturm spielte Kapitän Amir Shapourzadeh, hinter ihm agierten Nejmeddin Daghfous und Rico Benatelli. Vor der defensiven Viererkette warteten neben Karsanidis noch der Ex-Stuttgarter Royal-Dominique Fennell, der vor der Partie nochmals offiziell von den Schwaben verabschiedet wurde, sowie Liridon Vocaj.
Für die Mainfranken ließ es sich auf der Waldau gut an: Ein 18-Meter-Freistoß von Daghfous aber bekam Stuttgarts Schlussmann Carl Klaus sicher zu fassen (4.), nur wenige Augenblicke später gab es erneut dieses Duell: Daghfous versuchte es aus spitzem Winkel, Klaus parierte im Nachfassen. Nach einer guten Viertelstunde – Stuttgart zeigte bis dahin keine Offensivbemühungen – verfehlte Würzburgs Richard Weil eine von Daghfous getretene Ecke nur um Zentimeter, Klaus faustete die Kugel schließlich aus der Gefahrenzone. „Wir hatten erhebliche Probleme, uns zu befreien und konnten die Kickers nicht von unserem Tor fernhalten“, sagte Stuttgarts Coach Horst Steffen.
Auch wenn die Rothosen im Gazi-Stadion vor den gut und gerne 300 mitgereisten Fans das Spiel machten und es nach 20 Minuten erste Pfiffe vom eigenen Anhang für die nach zuletzt vier Niederlagen sichtlich gehemmt auftretenden Hausherren gab – so fehlte dem Aufsteiger aus der Domstadt der Lohn für die Mühen. Auch bei Daghfous nächster Aktion fand die zu zaghaft getretene Kugel den Weg nicht über die Torlinie (21.).
Und so passierte, was in Fußball-Weisheiten zum Abwinken gepredigt wird: Wie aus dem Nichts gab’s für die Unterfranken die eiskalte Dusche. Nach einem Ballverlust in des Gegners Hälfte genügte ein langer Ball auf Stuttgarts Elia Soriano, um freie Bahn zu haben: Der Mann mit der Nummer neun auf dem Buckel fackelte nicht lange und traf zur absolut schmeichelhaften Führung der in Blau gekleideten Kickers (23.). Es war der erste Angriff der Hausherren überhaupt in dieser Partie – aber er fand sein Ziel und machte die Angelegenheit der Würzburger nicht leichter. „Wir haben trotzdem weitergemacht und zielstrebig nach vorne gearbeitet“, so Hollerbach.
Nur Augenblicke nach dem Treffer gab’s die nächste Hiobsbotschaft für Bernd Hollerbach: Karsanidis verspürte wieder Schmerzen im zuletzt lädierten Oberschenkel. Der Deutsch-Grieche musste vom Platz, für ihn kam der Ungar Daniel Nagy.
Doch ungeahnt dessen, agierten die Würzburger Kickers weiter mutig, kämpften und wurden auch belohnt: Daniel Nagy holte einen Einwurf raus, dann ging’s fix: Liridon Vocaj brachte den Ball von der linken Seite halbhoch in die zentrale Strafraum-Position, Shapourzadeh köpfte zum mehr als verdienten 1:1-Ausgleich rund fünf Minuten vor der Pause ein. Für den Rothosen-Kapitän war es der zweite Treffer in dieser Spielzeit, sein erster in der Fremde. Der gebürtige Iraner hatte zuvor am zweiten Spieltag beim Heim-1:1 gegen Dresden ins Schwarze getroffen.
Das blieb Daniel Nagy zehn Minuten nach dem Seitenwechsel verwehrt: Nach einer Daghfous-Flanke landete sein Kopfball über dem Tor. Und nach einer Stunde rückte Referee Rene Rohde in den Mittelpunkt: Stuttgarts Schlussmann Carl Klaus spielte den Ball weit außerhalb seines Strafraums mit der Hand, die Pfeife aber blieb stumm. Alle Proteste nutzten nichts. Rohde hatte erst im August eine ähnliche Situation den Rothosen verwehrt: Damals beim bitteren Würzburger DFB-Pokal-Aus gegen den SV Werder Bremen (0:2 n.V.) ahndete der Unparteiische ebenfalls ein Handspiel von Torwart Felix Wiedwald nicht.
Der Aufsteiger aber ließ sich auch davon nicht entmutigen, machte einfach weiter, spielte mutig nach vorne – und Fennell brachte einen Kopfball nicht richtig unter Kontrolle, so dass es weiter beim 1:1 blieb (68.). Wenn überhaupt die Stuttgarter im Ansatz noch zu Chancen kamen, dann allenfalls über Konter, das Hauptaugenmerk der blauen Kickers lag auf der Verteidigung des eigenen Kastens. Aber das ging nur bis zur 72. Minute gut: Dann nämlich war Richard Weil per Kopf zur Stelle und brachte den Ball im Anschluss an einen Daghfous-Eckball im Kasten unter.
Es war der verdiente und längst überfällige Lohn für die Bemühungen des Liga-Neulings. Innenverteidiger Weil, der vor der Saison aus Mainz an den Dallenberg gekommen war, feierte mit dem Treffer seine Tor-Premiere im Würzburger Dress. „Es war ein verdienter Würzburger Sieg hier bei uns. Wir haben gegen einen wirklich starken Kontrahenten verloren, der uns ständig unter Druck gesetzt hat“, so Steffen nach den 90 Minuten auf der Waldau.
Aufstellung
Stuttgart: C. Klaus – Leutenecker, Starostzik, Bihr, Baumgärtel – Jordanov, Marchese (70. Braun), Bahn – Mendler (70. G. Müller), Soriano, Berko (46. Badiane).
Würzburg: Wulnikowski, Thomik (81. Russ), Weil, Schoppenhauer, Nothnagel – Karsandis (25. Nagy), Fennell, Vocaj – Benatelli, Daghfous – Shapourzadeh (88. Jabiri).
Daten
Tore: 1:0 Soriano (23.), 1:1 Shapourzadeh (39.), 2:1 Weil (72.).
Gelb: Leutenecker (1. Karte in der laufenden Saison), Bihr (3.), Baumgärtel (2.), Jordanov (2.), Bahn (5.) - Benatelli (3.), D. Nagy (3.)
Schiedsrichter: Rohde (Rostock).
Zuschauer: 4000.