1:2 in Dresden: Starker Kickers-Auftritt beim Liga-Primus wird nicht belohnt

SG Dynamo Dresden
2 : 1
FC Würzburger Kickers

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21. Spieltag 2015/16

17.12.2015

Spielbericht

Starker Auftritt ohne Zählbares: Der FC Würzburger Kickers geht mit einer 1:2 (1:2)-Niederlage beim unangefochtenen Tabellenführer SG Dynamo Dresden in die Winterpause – dabei lieferten die Mannen von FWK-Cheftrainer Bernd Hollerbach eine starke Leistung ab, brachten den Liga-Primus am Donnerstagabend einige Male in Verlegenheit. Doch der Lohn für die Mühen blieb dem Aufsteiger, der in seiner Premierensaison im deutschen Profifußball beachtliche 26 Zähler in 21 Partien gesammelt hat, verwehrt. Das 1:2 vor 25.775 Zuschauern in Dresden war die erst zweite Rothosen-Niederlage der Saison in der Fremde. "Wir haben Dresden einen großen Fight geliefert", sagte Hollerbach und fügte hinzu: "Ich kann meiner Mannschaft heute keinen Vorwurf machen." Nach dem Geschmack von Dynamo-Coach Uwe Neuhaus "hätten wir in der ersten Halbzeit aus unseren Chancen mehr machen können und das Spiel ruhiger gestalten können. Gegen Ende haben wir den Vorsprung über die Zeit bringen wollen, das ist nicht unser Anspruch. Aber letztlich ist mir das völlig egal. Wichtig sind mir heute einzig und alleine die drei Punkte."

 

Die Würzburger warteten im Vergleich zum torlosen Heim-Remis fünf Tage zuvor gegen den SV Wehen Wiesbaden in Sachsens Landeshauptstadt mit zwei Änderungen in der Startformation auf: Für Adam Jabiri rückte Christopher Bieber ins Team, außerdem brachte Hollerbach Joannis Karsanidis für Daniel Nagy von Beginn an. Für die Mainfranken war der Auftritt im Stadion historisch: Noch nie zuvor absolvierten die Kickers in ihren Vereinsgeschichte eine Partie vor so großer Kulisse. Die bisherige Bestmarke datierte vom 9. November 1975, damals sahen 15.196 Zuschauer den städtischen Vergleich mit dem FV 04 im Stadion an der Frankfurter Straße und der Rekord wurde nun quasi pulverisiert.

 

Die Kulisse aber schien die Kickers eher zu beflügeln, denn zu hemmen: Sie machten ihre Sache absolut ordentlich, attackierten den sächsischen Liga-Primus ebenso beherzt wie früh und setzten auch immer wieder Nadelstiche in der Offensive. Die erste echte Möglichkeit der Partie aber verbuchten die Gastgeber: Doch FWK-Keeper Robert Wulnikowski parierte den Kopfball von Drittliga-Torjäger Justin Eilers mit großer Routine (8.). Würzburgs Schlussminute war indes nach einem Dresdner Schnellangriff schon geschlagen, Eilers tauchte alleine vor Wulnikowski auf, überwand den Torwart mit einem Heber, doch die Kugel klatschte an die Latte (19.). Auf der Gegenseite musste Dresdens Janis Blaswich Kopf und Kragen riskieren, um noch vor dem von Christopher Bieber auf die Reise geschickten Nejmeddin Daghfous an den Ball zu kommen (21.). Und nur drei Minuten später brachte Bieber nach einer Flanke von Rothosen-Kapitän Amir Shapourzadeh aus rund elf Metern nicht genug Druck hinter den Ball. Zu diesem Zeitpunkt verflachte das Dresdner Offensivspiel, die Gäste wurden noch mutiger, hielten konsequent ihre Grundordnung und machten Dynamo das Leben schwer.

 

Doch nach 27 Minuten ging’s dann ganz schnell: Die Würzburger verloren den Ball in des Gegners Hälfte, Andreas Lambertz bediente nach einem langen Ball den mitgelaufenen Pascal Testroet, und der hatte keine Mühe, zur Dresdner Führung einzuschieben. Die Rothosen hatten bei der Aktion auf Abseits spekuliert, doch die Pfeife von Referee Timo Gerach blieb stumm. Aufschluss der undurchsichtigen Aktion, die zum Gegentor führte, brachten letztlich auch die Fernsehbilder nicht. „Gefühlt würde ich zu abseits tendieren“, meinte Ostens Trainer-Ikone Eduard „Ede“ Geyer, der unter den Zuschauern weilte: „Das war eine enge Kiste!“ In der Folge brauchte es eine Weile, ehe sich die Kickers nach dem Rückschlag wieder sortiert hatten.

 

Dynamo gab in der Phase nach der Führung den Ton an, hatte noch zwei, drei Möglichkeiten im Ansatz, wirklich gefährlich aber wurde es für Wulnikowski nicht mehr – dafür zeigten die Hollerbach-Eleven, was in ihnen steckt: Ausgerechnet der wieder in die Startelf beförderte Karsanidis sorgte für den Ausgleich acht Minuten vor der Halbzeitpause: Der Mittelfranke mit griechischen Wurzeln fasste sich ein Herz, zog aus gut und gerne 22 Metern ab – drin war das Ding! Für „Karsa“ die Tor-Premiere als Profi. Es war der verdiente Lohn für einen mutigen Auftritt des Aufsteigers im Hexenkessel von Dresden. Es hatte nicht viel gefehlt, und es wäre noch besser gekommen. Der FWK-Führung aber stand die Latte im Wege: Nach einer Daghfous-Flanke köpfte Bieber den Ball zum Entsetzen der über 300 mitgereisten Fans an den Querbalken (40.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit aber kam Dresden in Folge eines Freistoßes nach einem Durcheinander in der FWK-Abwehr wieder zur Führung: Letzter in der Kette, der den Ball über die Linie stocherte, war Eilers. Es war der bittere Schlusspunkt einer guten ersten Würzburger Hälfte. "Wir wussten, dass Dresden nach Freistößen gefährlich ist. Das Foul, das wir da gemacht haben, war unnötig", so Hollerbach.

 

Auch nach dem Seitentausch das gleiche Bild: Würzburg begegnete Dynamo auf Augenhöhe, suchte mutig den Weg nach vorne, ohne dabei die Defensive zu vernachlässigen. Der Spitzenreiter tat sich weiterhin sichtbar schwer, lauerte vermehrt auf Konter. Bei einem Freistoß in zentraler Lage, rund 17 Meter vor dem Hausherren-Gehäuse, verfehlte Kickers-Kapitän Shapourzadeh den Kasten (57.). Augenblicke später hatte SGD-Keeper Blaswich mit einem Schuss aus spitzem Winkel seine lieben Mühen. Kurz vor dem Ende besaß der eingewechselte Daniel Nagy freistehend die Möglichkeit, aus fünf Metern den Ausgleich zu erzielen, sein Kopfball verfehlte aber das Ziel. Rico Benatelli hielt den Ball im Spiel und die Kugel landete bei Adam Jabiri im Sturmzentrum. Aber der Angreifer brachte nicht genug Druck hinter seinen Drehschuss und so konnte Blaswich im Tor der Dresdner den Ball aufnehmen. "Wir haben alles gezeigt, mit der Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, kann ich zufrieden sein. Am Ende aber hat das Ergebnis nicht gestimmt", meinte Hollerbach. Die "Bild" formuliert das Geschehen auf dem Rasennach der Pause so: "Die Gäste aus Bayern geben klar den Ton an, Dynamo schlittert von einer Verlegenheit in die nächste. Gäste-Torwart Wulnkowski muss nur einmal eingreifen, lenkt einen Eilers Schuss mit einer Glanzparade um den Pfosten (78.). Und dann wird noch mal zwölf Minuten gezittert bis der starke Referee Tim Gerach die Parte abpfeift und sich Dynamo mit einem Dreier in die Weihnachtsferien von den Fans verabschieden kann."

 

Fürwahr: Die Dresdner retteten sich schließlich über die Zeit und so kann man den Kickers im letzten Spiel des Jahres einen starken und beherzten Auftritt vor beeindruckender Kulisse beim Tabellenführer konstatieren. Einziges Manko: Sie belohnten sich nicht für ihre Mühen. "Niederlagen ärgern mich immer, ich verliere nicht gerne. Aber wir alle müssen das große Ganze sehen - da können wir sehr zufrieden sein. Vielleicht stellt sich dieses Gefühl nach einer Nacht auch bei mir ein", sagte Hollerbach.

Aufstellung

Dresden: Blaswich – Kreuzer, Modica, Hefele, Müller F. – Hartmann, Moll – Lambertz (72. Andrich) – Eilers, Stefaniak (59. Tekerci), Testroet (86. Müller J-P.).

Würzburg: Wulnikowski – Billick, Weil, Schoppenhauer, Kurzweg – Karsanidis (82. Vocaj), Fennell – Benatelli, Daghfous, Shapourzadeh (62. Nagy) – Bieber (74. Jabiri).

Daten

Tore: 1:0 Testroet (27.), 1:1 Karsanidis (37.), 2:1 Eilers (45.+1).

Schiedsrichter: Timo Gerach (Landau).

Zuschauer: 25.775.

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