Hannover 96 II - FC Würzburger Kickers

Die Kickers unterliegen im Elfmeterschießen im Rückspiel der Relegation um den Aufstieg in die Dritte Liga. Nach regulärer Spielzeit lag die Reserve von Hannover 96 mit 2:1 vorne, nach Verlängerung mit 3:2 und egalisierte damit das Hinspiel-Ergebnis. Im finalen Shoout-Out behielten die Niedersachsen vor rund 25.000 Zuschauern in der Heinz von Helden Arena die Oberhand. Ein bitterer und enttäuschender Nachmittag für die Rothosen und ihre zahlreich mitgereisten Fans.  

Mit einem 1:0-Vorsprung reiste die Mannschaft von Marco Wildersinn in die niedersächsiche Landeshauptstadt. Ein Schritt fehlte noch, um das große Ziel Dritte Liga zu erreichen. Noch einmal 90 Minuten, wenn nötig 120 oder gar Elfmeterschießen, um den Traum vom Aufstieg Wirklichkeit werden zu lassen. Über 1.000 Kickers-Fans nahmen ebenfalls die Reise nach Hannover auf sich und unterstützten das Team auf beeindruckende Art und Weise.

Beinahe hätte Maximilian Zaiser den Seinen und den Anhängern nach Caciel-Ablage einen Traumstart beschert, doch sein Schuss zischte knapp über den Balken (6.). Mutig hatten die Gäste begonnen, doch Hannover kontrollierte in der Folge die Partie, hatte durch Julian Börner (10.) und Tom Moustier (15.) erste gute Angriffsaktionen. Kolja Oudenne zwang Vincent Friedsam nach 20 Minuten dann zu einer ersten starken Parade.

Es roch nach Hannovers Führung, die dann Brooklyn Ezeh, eine der Leihgaben aus dem Zweitliga-Kader, auch erzielte. Unhaltbar schlenzte er das Leder von der Strafraumkante ins rechte obere Eck (22.). Hannover hatte in Summe ausgeglichen und mussten die Partie wenig später ohne Routinier Daniel Hägele fortsetzen. Der hatte sich verletzt, Thomas Haas kam (28.) und hatte mit der Kickers-Defensive weiter Schwerstarbeit zu verrichten. Als Christopher Scott auf Vincent Friedsam zueilte, parierte der Keeper einmal mehr stark (34.).

Erst in der Schlussphase befreiten sich die Wildersinn-Jungs wieder etwas und hätten beinahe prompt getroffen. Aber Ivan Franjic‘ Halbfeldfreistoß landete nur am Pfosten und nicht im Netz (45.+3). Allerdings änderte sich das Bild auch nach dem Seitenwechsel kaum. 96 wollte den zweiten Treffer und investierte entsprechend. Tim Walbrechts Kopfball nach Brooklyn Ezehs Ecke parierte wieder Vincent Friedsam (52.). Auch gegen Christopher Scott war der Schlussmann zur Stelle (65.).

Doch die Kickers hielten dem Druck stand und arbeiteten sich in die Partie. Als dann Tom Moustier Maximilian Zaiser im Strafraum foulte, bekam Saliou Sané plötzlich die Chance vom Elfmeterpunkt auf den Ausgleich. Und er nutzte sie (75.). Die Kickers waren der Dritten Liga wieder sehr nahe. Allerdings steckten die Gastgeber keineswegs aud und bekamen wenig später ihrerseits einen Strafstoß zugesprochen. Nach einem Freistoß traf Vincent Friedsam Julian Börner beim Abwehrversuch im Gesicht. Eric Uhlmann verwandelte sicher (85.). Die Partie stand auf Messers Schneide und Pascal Moll hätte sie ausgleichen. Nach Franjic-Traumpass tauchte er frei vor Leo Weinkauf auf, aber der Keeper hielt und schickte das Duell in die Verlängerung (89.).

Es bahnte sich ein Drama an zwischen zwei Mannschaften, die alles reinwarfen und leidenschaftlich um den Aufstieg kämpften. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit der Verlängerung stand dann die Heimelf in der Dritten Liga. Hayate Matsuda hämmerte das Leder unhaltbar aus spitzem Winkel in die Maschen (105.). Nun brauchten die Kickers eine Antwort. Und die kam. Benyas Junge-Abiol war auf dem Weg zum 3:2, Julian Börner traf ihn am Standbein. Wieder Elfmeter! Diesmal verwandelte Ivan Franjic eiskalt (112.). Mehr passierte in der Overtime nicht mehr und das Elfmeterschießen musste die Entscheidung bringen.

Das Drama nahm seinen Lauf – mit dem schlechteren Ende für die Rothosen. Die legten jeweils vor, Hannover zog jeweils nach. Bis Leo Weinkauf gegen Saliou Sané parierte. Aber der Keeper hatte sich zu früh von der Linie bewegt. Wiederholung! Aber auch den zweiten Versuch hielt der Schlussmann. Vorteil 96 und den brachte schlussendlich Eric Uhlmann über die Ziellinie und schoss die Reserve des Zweitligisten in die Dritte Liga. Die Kickers bleiben hingegen ein weiteres Jahr in der Regionalliga Bayern.

Marco Wildersinn (Cheftrainer FC Würzburger Kickers): Es war sehr nervenaufreibend. Es war ein Spiel, wo es hin und her ging. Wir hatten eine gute Anfangsphase, in der wir es machen können. Wir mussten aber auch viele Druckphasen überstehen. Wir haben uns zwischendurch immer wieder so ein bisschen befreit. Sehr dramatisch. Tore auf beiden Seiten. Am Ende Elfmeterschießen. Es kann fast nicht dramatischer sein. Am Ende ist es sehr tragisch, dass wir das nicht für uns entschieden haben.

Daniel Hägele (Mittelfeldspieler FC Würzburger Kickers): Ich glaube für den Zuschauer ging nicht mehr. Für uns war es ein Wechselbad der Gefühle. Das war brutal. Wir wussten, dass es hier nochmal richtig hart werden wird. Man hat es gleich am Anfang gemerkt. Wir waren ein bisschen nervös und haben nicht so gut ins Spiel gefunden. Das 1:0 kassieren wir durch einen Sonntagsschuss. Den erwischt er richtig gut. Wir haben immer wieder versucht, in unser Spiel zu finden. Aber heute war es nicht einfach. Heute war es sehr verkopft, wir wussten einfach, was auf dem Spiel steht. Wir haben dann probiert irgendwie dagegen zu halten und so ins Spiel zu finden. Chapeau an die Jungs. Wir sind immer wieder zurückgekommen. Elfmeterschießen ist dann natürlich Pech.

Daniel Stendel (Cheftrainer Hannover 96 II): Es ist unglaublich. Es war ein Auf und Ab. Eigentlich waren wir immer am Drücker. Nach dem 1:0 hatte ich kaum Zweifel. Elfmeterschießen ist Glück. Das hatten wir heute. Ich habe Gänsehaut.